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Rassismus und Diskriminierung – zurück in die alte Heimat

by Shai Hoffmann on 1. April 2016 No comments

Das ist Îshîk Ebadi aus Istanbul. Ein Rentner, den wir beim Uferspaziergang in Maltape, einem der zahlreichen Stadtteile Istanbuls, kennengelernt haben. Beinahe täglich kommt er aus seinem höher gelegenen Stadtteil namens „Dragos“ (links im Bild) ans Meer, um zu fischen. Doch noch viel lieber erzählt er Touristen seine ereignisreiche Lebensgeschichte – auf deutsch. Îshîk spricht gut deutsch, lebte seit 1968 in Deutschland und war u.a. als Schweißer in der Werft in Büsum an der Nordsee beschäftigt. 1997 kehrte er in seine Heimat zurück. „Warum kehrte er zurück?“ wollte ich von ihm wissen. Er begann wild gestikulierend zu erzählen, dass er damals stark diskriminiert wurde. Hakenkreuze habe man an sein Auto gesprüht, sagt Îshîk. Er wurde angespuckt und von ehemaligen Werftkollegen sogar offensichtlich gemobbt. Er wollte weg. Zurück in seine Heimat. Verständlich, denke ich mir.

Es schien mir, als hätten sich die schrecklichen Erfahrungen in Form von tiefen Falten in sein Gesicht eingebrannt. Îshîk lächelt dennoch viel und teit etwas mit uns, das mich trotz seiner negativ gesammelten Erfahrungen erstaunte. Bei der Verabschiedung gaben wir uns die Hand und er sagte entschlossen, dass er für Frieden auf der Welt sei…die Welt sei ja schließlich groß genug für uns alle und er verstehe nicht, warum sich Menschen auf der Welt, selbst in seiner jetzigen Heimat Türkei, bekriegen.

Ein starker Satz von einem Mann, der bisher in seinem Leben so viel Leid ertragen musste. Einmal mehr wurde mir bewusst, dass wir uns gegen Rassismus und Diskriminierung erheben müssen. Menschen wie Îshîk gehören zu Deutschland, genauso wie Du und ich. Ich fürchte mich vor der Entwicklung in Deutschland und Europa. Eine „Alternative“ für Deutschland (AfD), die ein Deutschland für Deutsche möchte, macht mir Angst und erinnert mich an die furchtbare Zeit, die neben meinen jüdischen Großeltern auch zahlreiche andere ethnische Gruppen durchleben mussten.

Menschen, die Lebensgeschichten – ähnlich wie die von Îshîk – zu erzählen haben, sind diejenigen, die uns alle (und da schließe ich vor allem von Storch & Co. ein) daran erinnern müssen, dass so etwas mit niemandem auf dieser Welt jemals geschehen darf. Deshalb bin ich stolz auf meinen Freund Van Bo und den Verein „DeutschPlus – Initiative für eine plurale Republik“, die mit der #HOORAY Akademie dieser erschreckenden Entwicklung entgegenwirken möchten.

Morgen darf ich mit einer bunten Gruppe junger Menschen, einen Gesangworkshop durchführen und performativ das deutsche Grundgesetz darstellen. Ich freue mich schon sehr darauf und bin mir sicher, dass Îshîk mächtig stolz auf euch wäre, wenn er wüsste, dass es Menschen, wie euch gibt, liebes #HOORAY Team (Van Bo, Farhad, Aboli, Julia, Josephine, Idil, Sanaa, Emrullah etc.). Gleichgesinnte, die auch keine Diskriminierung und keinen Alltagsrassismus mehr erfahren möchten – und dafür aufstehen!

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Shai HoffmannRassismus und Diskriminierung – zurück in die alte Heimat

Perspektiven mit Latte Art Cappuccino & Startups – ein Besuch in Ramallah

by Shai Hoffmann on 22. Januar 2016 No comments

Mein Ramallah-Ausflug war spannend und fühlte sich kurzzeitig an, wie eine Reise in eine andere Welt. Direkt nach der Checkpoint-Durchfahrt, fiel mir der viele Müll auf, der überall herumlag. Auch unzählige, nicht fertig gebaute Häuser, die wie verlassene Geisterthäuser die Straße flankierten, prägten das Stadtbild auf dem Weg zum Busbahnhof in Ramallah-Downtown.

Dort angekommen, stiegen wir in ein Taxi, das uns durch die volle, bunte und laute Innenstadt, direkt ins Goethe-Institut: Deutsch lernen in den Palästinensischen Gebieten in Ramallah, fuhr. Dort durfte ich Laura Hartz, die erste weibliche Institutsleiterin in der Westbank, treffen. Wir unterhielten uns über aktuelle Projekte und darüber, wie es ihr als Frau in der Westbank ergeht. Nach einem sehr sympathischen und interessanten Austausch, ließ ich mir noch den Bibliobus zeigen, der von Sophie (siehe Foto) betreut wird. Ein Projekt des Goethe Instituts in Zusammenarbeit mit dem INSTITUT FRANÇAIS Ramallah. Hier fährt ein mit Büchern gefüllter Bus an Schulen in der Westbank, in denen deutsch und französisch unterrichtet wird, verleiht Bücher, spielt mit den Kindern und zeigt Filme. Tolles Projekt, denn Bildung ist m.E.n einer der, wenn nicht gar der, wichtigste(n) Hebel.

Um 16 Uhr empfing uns Entrepreneur Peter Abualzolof in seinem Büro, in dem co-working space der Leaders Organization. Mit Peter sprach ich über seine Visionen, Wünsche sowie die Motivation, die ihn hierher, nach Ramallah, führte. Dieses Videointerview erscheint demnächst auf meinem Blog CrowdLove.

Eine prägende Begegnungen hatte ich im Coffeeshop des co-working space mit den beiden Café-Mitarbeitern Ahmad (links im Bild) und Yousef (in der Mitte):

Während ich auf meinen Cappuccino warte, frage ich die beiden jungen Männer neugierig, ob sie jemals in Israel gewesen seien. „Nein, da dürfen wir nicht hin“, antwortet Yousef neutral. „Und seid ihr in eurem Leben schonmal einem Juden begegnet?“ schiebe ich nach. „Einem Juden?, wiederholt Yousef zaghaft: „nein, noch nie“.

Ich sehe, wie Ahmad erneut Milch aufschäumt und frage ihn, was mit dem Cappuccino sei, den er gerade fertiggestellt hat. „Er sei nicht perfekt“, sagt Yousef, der auf englisch übersetzt, was Ahmad auf arabisch antwortet, da er kein englisch spricht. „Er könne schöne Muster im Milchschaum abbilden; Blumen, Schmetterlinge, Herzen, und wolle mir unbedingt solch einen Late Art Cappuccino machen“, sagt Yousef. Als es Ahmad schließlich nach dem vierten Versuch gelingt, funkeln Ahmads (und auch Yousefs) Augen vor Freude. Ahmad hat das Milchaufschäumen auf Facebook gelernt. Er zeigt mir stolz ein Video von einem Barista, der eine Reihe von Latte Art Cappuccini zaubert. Das hat Ahmad (offensichtlich) so fasziniert, dass er es so lange geübt hat, bis es auch so aussah, wie im Video, erzählt mir Yousef mit einem grinsen im Gesicht. Und ich denke mir klangheimlich, wie viele der „nicht perfekten“ Cappuccini Yousef wohl trinken durfte, pardon: musste, bis Ahmad mit den Mustern zufrieden war. Wir beide grinsen.

Während unserer herzlichen Verabschiedung, verrate ich Yousef und Ahmad vorsichtig und sehr auf die Reaktionen gespannt, dass sie heute übrigens dem ersten Juden ihres Lebens begegnet seien. Nach einer kurzen, mir sehr lang erscheinenden Pause, antwortete Yousef: „Really?“. Ich nicke und Yousuf sagt zu meiner Überraschung: „Actually, you look like a very nice guy“. Wir beide grinsen wieder.

Im Bus auf dem Weg zurück nach Jerusalem, habe ich ein erleichterndes Gefühl. Ich bin glücklich, dass ich diesen Ausflug und diese Erfahrung gemacht habe. Einen Ausflug in eine mir bis dato unbekannte Welt, die ich nur aus einseitigen Erzählungen kannte. Auch wenn ich nur zwei Hände voll Palästinenser getroffen habe, habe ich gemerkt, dass es Hoffnung gibt. Viele junge Menschen, die das Lernen – ob in Universitäten oder im Internet – für sich entdeckt haben, möchten sich nicht mehr tagtäglich mit dem Konflikt befassen. Stattdessen suchen sie Wege, um sich selbst zu verwirklichen und an ihrer eigenen Zukunft zu arbeiten – sei es als Unternehmer mit einem Start-up, oder als Barista in einem Café. In der Westbank ist jeder vierte Jugendliche arbeitslos. Wenn man diese durch eine stabile und freie Wirtschaft in Beschäftigung bringen könnte, würde dies zu mehr persönlicher Zufriedenheit und Wertschätzung führen. Und die, hoffe ich inbrünstig, würde wiederum den fanatischen Extremismus bekämpfen, der aus Ohnmacht, geringer Wertschätzung, Perspektivlosigkeit und Langeweile entsteht. Doch dafür sind Zugeständnisse beider Seiten erforderlich – sowohl von der kleptokratischen PA, als auch von der mit dem Angst-Degen umher fuchtelnden rechtskonservativen Regierung Israels.

Diesen Text schreibe ich im Café Baccio in ‪#‎TelAviv‬. Die Januar-Sonne wärmt meine Haut und gut gekleidete, schöne Menschen laufen an der Fensterfront vorbei. Um mich herum sitzt Tel Avivs Bohème an ihren Laptops, ihren Smartphones, in Meetings oder beim Lunch und tauschen sich geschäftig aus. Eine ganz andere Welt, als die, in die ich vorgestern eingetaucht bin. Ich schaue aus dem Fenster, beobachte Menschen und versuche Gedanken zu sortieren. Eine Hand reicht mir plötzlich einen Cappuccino an meinen Tisch. Ich bedanke mich höflich, schaue auf den Cappuccino und muss grinsen. Kein Muster im Milchschaum. Ahmad hätte vermutlich ein Herzmuster in den Milchschaum gezaubert, mit Leidenschaft, denke ich mir im Stillen. Und muss grinsen.
P.S.: Ich danke dir, liebe Sophia, für deine Unterstützung beim Filmen und die sehr angenehme und entspannte Gesellschaft. Viel Erfolg weiterhin!

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Shai HoffmannPerspektiven mit Latte Art Cappuccino & Startups – ein Besuch in Ramallah

Mauern in den Köpfen und Herzen der Menschen

by Shai Hoffmann on 19. Januar 2016 No comments

Ich bin 33 Jahre alt. Und mindestens genauso oft habe ich bereits Israel und meine Familie besucht, zu der ich eine sehr enge Beziehung pflege.
Doch kein einziges Mal haben mich meine vielen Israelbesuche hinter diese Mauer, in die Westbank, geführt. Bis jetzt.

Vor einigen Monaten habe ich in der brand eins einen Artikel mit der Überschrift „Nicht jammern, machen!“ gelesen. Darin beschreibt die Autorin Mareike Enghusen die mutige Entscheidung eines Mannes, der sein privilegiertes Leben in San Francisco und gut bezahlten Job im Silicon Valley an den Nagel gehängt hat, um in Ramallah ein Start-Up-Hub zu eröffnen und somit jungen Unternehmern eine Perspektive zu geben. Diese Geschichte hat mich sehr bewegt, weshalb ich Peter direkt anschrieb und mich morgen in Ramallah, seiner jetzigen Heimatstadt, mit ihm treffen darf.

Zugegeben: Ich bin etwas aufgeregt. Es ist nämlich mein erster Besuch in Ramallah, der sogenannten A-Zone der Westbank. Also jener Zone, die israelische Staatsbürger meiden – aus Angst. Ich habe lange überlegt, ob ich meiner Familie erzähle, dass ich nach Ramallah fahre. Als ich es tat, waren sie aus dem Häuschen – jedoch nicht vor Freude, sondern vor Angst. Fortan wurde mit den abstrusesten Argumenten versucht, mein Ramallah-Vorhaben abzuwenden. „Du Jude, sie Muslime, Checkpoint, Fatah, Hamas, Daesch, Terror, Entführung…“ waren nur einige der Schlagworte, die fielen. Einen kurzen Augenblick lang habe ich bereut, es meiner „polnischen“ Familie erzählt zu haben…doch nach einer Weile habe ich gemerkt, warum ich nach Ramallah, hinter diese Mauer, muss:

Eine Mauer entfernt Menschen voneinander – egal ob Palästinenser oder Israelis. Sie führt auf beiden Seiten alleine durch ihre kolossale Präsenz zu Mauern in den Köpfen und Herzen der Menschen. Ich möchte (und muss) mir morgen ein eigenes Bild von Ramallah machen. Was treibt die Menschen dort um, wie leben sie und warum hat sich Peter für diesen Weg und diese Herausforderung entschieden? Es sind Eindrücke und Fragen, deren Antworten ich meiner Familie am Freitagabend beim rituellen Shabbat-Essen erzählen werde. Mit der Hoffnung, dass sie vielleicht einige Vorurteile abbauen und Mauern in deren Köpfen zum Einstürzen bringen werden.

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Shai HoffmannMauern in den Köpfen und Herzen der Menschen

Erinnerungen nisten sich in die Leere ein

by Shai Hoffmann on 16. Januar 2016 No comments

Heute, am 15.1.2016, haben wir meine Mutter auf dem Friedhof in Holon besucht. Seit zwei Jahren weilt Mama nicht mehr unter uns, sondern ist wieder zurück in ihrer Heimat – Israel.

Als ich heute am Grab stand, konnte ich nur schwer fassen, dass schon zwei Jahre vergangen sind. Wo ist die Zeit geblieben? Ich kann mich noch haargenau an den grauen Dezembertag erinnern, an dem ich zusammen mit ca. 60 Trauergästen in strömendem Regen und eisiger Kälte vor diesem Grab stand, um meiner Mutter die letzte Ehre zu erweisen. Das war der bisher schwerste Tag in meinem Leben.

Seit 2013 ist viel geschehen. Doch oft fühle ich noch ein starkes Verlangen, einfach zu meinem Telefon zu greifen, meine Mutter anzurufen und ihr von all den spannenden Dingen zu erzählen, die ich tagtäglich erleben darf. Dieses Ritual hat sich wohl tief bei mir eingebrannt, denn in unserer Familie ist es üblich, ca. zwei- bis dreimal am Tag miteinander zu telefonieren. Das könnte vielleicht an unseren polnischen Wurzeln liegen? Nein: Das liegt ganz sicher daran!

Als ich den Friedhof verließ, war ich von dem Meer an Grabsteinen überwältigt. Jeder Einzelne erzählt eine eigene Geschichte und hinterlässt Menschen, die trauern und eine Leere fühlen. Eine Leere, die für immer bleibt und in die sich Erinnerungen nisten, die nie verblassen mögen.

Zurück bei meiner Tante, hat sich am Freitagmittag die ganze Familie getroffen – zum Essen (was sonst, denn hier dreht sich besonders freitags (fast) alles ums Essen). Während ich in meinen leckeren mit Kartoffeln gefüllten Burekas beiße und in die lebhaft gestikulierende, laute und kinderreiche Runde blicke, fühle ich, warum ich es hier so liebe. Es ist dieser bedingungslose, liebevolle, familiäre Zusammenhalt (und vermutlich auch das Essen sowie die Kinder), der das Leben so lebenswert und die Menschen so glücklich zu machen scheint. Solche Momente möchte ich in Zukunft gerne viel bewusster und intensiver genießen. Mit meiner Familie hier sowie meinen Freunden in Berlin. Ein schönes Wochenende & hier mein kleines Essay-Podcast mit dem Thema H.E.I.M.A.T.E.N..

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Shai HoffmannErinnerungen nisten sich in die Leere ein

Effiziente Landwirtschaft mit Tropfenbewässerung

by Shai Hoffmann on 13. Januar 2016 No comments

Wasser ist in Israel ein Politikum. Und in dieser Region generell eine knappe Ressource. Ich durfte heute NETAFIM Israel besuchen. Ein Unternehmen, das sich vor 51 Jahren der effizienten Bewässerung von landwirtschaftlichen Flächen verschrieben hat.

NETAFIM wurde 1965 im Kibbutz Hazerim in der Negev-Wüste im Süden des Landes gegründet. Der Boden hier in der Region ist sehr salzig, was die Bewässerung seinerseits herausfordernd gestaltet hat.

Dem Gründer Simcha Blass fiel Mitte der 60er Jahren bei einem Besuch eines Gartens des Kibbutz ein prächtig gewachsener Baum auf. Bei näherer Untersuchung entdeckte Blass eine in der Nähe des Baumes leck geschlagene Wasserleitung, was ihn nach einigen Nachforschungen schließlich auf die Idee der Tröpfchenbewässerung brachte. Hier wird, durch die im Schlauch eingebauten Filter aus Polymergranulat, der schwankende Wasserdruck konstant gehalten, um in einer bestimmten Zeit eine gleichbleibende Menge an Wasser der Erde zuzuführen. Somit hat der Landwirt ein zuverlässiges Bewässerungssystem, das seinem Acker die exakt benötigte Menge an Wasser zuführt, ohne diesen zu überfluten und damit den Ertrag zu gefährden.

Seit dem forscht und entwickelt NETAFIM immer ausgeklügeltere Schlauchsysteme, die mittlerweile mithilfe von Computersensoren zu noch effizienterem Einsatz des kostbaren Wassers führen. Und mit 24 dezentralen Produktionsstätten weltweit, verringern sie so den Emissionsausstoß, der zum Beispiel bei Zulieferungen aus einem zentralen Produktionslager anfallen würde.

Was mich sehr begeistert hat, ist die Passion mit der Effi (hier links im Bild) an zukünftigen Trends, wie z.B. Vertical Gardening forscht. In seinem eigens dafür errichteten Gewächshaus, erforscht er welche Pflanzenarten sich gut nebeneinander/untereinander vertragen und wie viel Platz sie benötigten, wenn sie ausgewachsen sind.

Für die Führung durch die Produktionshallen bedanke ich mich ganz herzlich bei Effi von NETAFIM Israel, sowie Alon und Thorsten von NETAFIM Deutschland. Beim heutigen Rundgang habe ich richtig Lust bekommen, meine nächsten Israel Videos unter das NETAFIM Motto „Grow More With Less“ zu stellen. Ich würde gerne Unternehmen porträtieren, die ebenfalls täglich nach Lösungen/Alternativen für die großen Herausforderungen der immer knapper werdenden Ressourcen, wie Wasser, Land etc., suchen und bereits gefunden haben.

Denn wir haben nur einen Planeten und dürfen nicht vergessen, dass wir den Kindern unserer Kinder usw. ein desaströses Erbe hinterlassen, das schließlich zu noch mehr Ungerechtigkeit und – in Folge dessen -zu Krieg führt. Und ich möchte einen kleinen Teil dazu beitrage, dass dies nicht passiert.

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Shai HoffmannEffiziente Landwirtschaft mit Tropfenbewässerung

Totes Meer + gutes Buch = Unbezahlbar

by Shai Hoffmann on 12. Januar 2016 No comments

Heute war ich am Toten Meer. Entspannen. Circa 430 Meter unter dem Meeresspiegel. Während ich gemütlich bei sonnigen 25 Grad in der Hängematte hing und das spannende Buch von Ahmad Mansour „Generation Allah“ las, war ich fasziniert von dieser strukturierten Denke dieses Mannes.

Mansour ist Israelischer-Araber aus Tira. Sozialisiert in einem patriarchalischen Umfeld, radikalisierte er sich in einer Moschee, die ihm das gab, was er zu Hause offensichtlich nicht bekam: Zuneigung und Identität.

Doch seine Neugierde und Offenheit siegte schließlich. Nach seinem Abitur zog es ihn für ein Psychologie-Studium an die Tel Aviv Universität, wo er stets den reizvollen Versuchungen säkularen Lebens widerstehen musste. Nicht immer mit Erfolg. Dann wollte er mehr von diesem „anderen“ Leben. Und es zog ihn über London in seine jetzige Heimatstadt Berlin.

Lieber Ahmad, du schilderst auf fesselnde Art und Weise deine Radikalisierung sowie den stufenweisen Ausstieg aus deinem „alten“ in dein „neues“, selbstbestimmtes Leben. Deine feinsinnigen analytischen Fähigkeiten verknüpfst du brillant mit Handlungsempfehlungen zur Deradikalisierung von Jugendlichen, die auf jahrelangen Erfahrungen praxisorientierter Jugendarbeit bei HEROES-Gegen Unterdrückung im Namen der Ehre basieren.

Dein Buch inspiriert mich, Ahmad Mansour. Deshalb wäre es Amira Jehia und mir eine große Ehre, wenn Du einer unserer Speaker bei unserer Get Engaged Ein-Tages-Konferenz mit dem Thema SPACES + POSSIBILITIES am 21.2.2016 in Berlin wärest. Den Raum, den du für dich wiedergewonnen hast, gleicht einer abenteuerlichen Reise, vor allem mit dir selbst. Und diese – bin ich mir sicher – wird viele Menschen inspirieren. Nimmst du unsere Einladung an?

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Shai HoffmannTotes Meer + gutes Buch = Unbezahlbar

Tel Aviv belegt Platz 11 im World Happy Report 2015

by Shai Hoffmann on 10. Januar 2016 No comments

Tel Aviv, Sonntag, 10.1.2016, 15:12 Uhr. Ich sitze im Café in der bekannten Dizingof Street und genieße bei sonnigen 20 Grad einen Cappuccino. Vor etwas über einer Woche wurde nur einige Gehminuten von hier ein Anschlag verübt. Mir ist bei diesem Gedanken flau im Magen.

Die Menschen, die mich an diesem ersten Arbeitswochentag (am Sonntag wird hier in Israel gearbeitet) umgeben, haben (zumindest subjektiv gefühlt) keinen flauen Magen. Ich bekomme Gesprächsfetzen mit, die von einem hippen Startup-Vorhaben bis hin zu einer gestrig gespielten Transvestiten-Show meines silikonlippigen Sitznachbarn reichen. Es sind wohl eher Life Stories als Bread Stories, die hier wild gestikulierend einander voller Lebensfreude erzählt werden.

Erst vor einigen Tagen bin ich durch Zufall über den World Happiness Report 2015 gestolpert. Dieser zeigt die glücklichsten Staaten. Und siehe da: Israel belegt Platz 11 unter 158 evaluierten Ländern. Platz 11! In Anbetracht der (innen- sowie außen-)politischen Umstände ist das bemerkenswert, wie ich finde. Aber woran liegt es? Ist es die Sonne, das Meer, das leckere Essen, der starke familiäre Zusammenhalt, die vielen Kinder oder doch vielleicht die organisierte Unordnung (=Balagan), die glücklich macht?

Tel Aviv, ich bin wieder bei Dir und freue mich auf deinen sonnigen Balagan sowie die spannenden Begegnungen, u.a. mit dem Willy-Brand-Centre in Ost-Jerusalem, dem Goethe Institut Tel Aviv und Major Arye Sharuz Shalicar. Ein sonniges Shalom & Salam und einen schönen Sonntag! Und natürlich halte ich meine Lieblingscrowd auf dem Laufenden – sowohl hier als auch auf meiner Facebookseite.

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Shai HoffmannTel Aviv belegt Platz 11 im World Happy Report 2015

2016: Du kannst kommen – wir sind bereit!

by Shai Hoffmann on 31. Dezember 2015 No comments

Das Jahr 2015 geht zu Ende. Ich halte inne und schaue zurück: Was war schön, was weniger schön? Was hat mich glücklich gemacht, was unglücklich? Was hat mir Kraft gegeben, was Kraft gekostet? Was hat mir Spaß gemacht, was keinen? Woran bin ich gewachsen, woran gescheitert? Es sind Fragen über Fragen, die es Wert sind, gestellt zu werden.

Denn mein 2015 war in vielerlei Hinsicht aufregend, quasi eine Achterbahnfahrt, auf der ihr mir oft Gesellschaft geleistet habt. Ich durfte vieles mir Bekannte und Unbekannte ausprobieren, das mich, trotz einigen Scheiterns, hat wachsen lassen. Ich bin wunderbaren Menschen (vielen von euch) begegnet, um mich mit ihnen auszutauschen und von ihnen zu lernen.

Für 2016 wünsche ich mir und euch drei Dinge: Gesundheit, Liebe und Gelassenheit.

– Gesundheit, weil wir ohne sie nicht weiterhin Gäste dieser Erde sein dürfen,
– Liebe, ob vom Lebenspartner, von Freunden oder den Eltern, um diese weitergeben zu können,
– Gelassenheit, um Herausforderungen, die 2016 auf uns warten, mit der notwendigen Umsichtigkeit zu meistern.

Auch wenn ich 2015 auf Facebook überwiegend Fotos voller Jubel, Trubel und Heiterkeit mit euch geteilt habe, gab es selbstverständlich mindestens genauso viele Momente der Rückschläge, Angst, Einsamkeit sowie Selbstzweifel. Rückblickend bereue ich jedoch nichts und würde alles genauso wieder tun. Ich fürchte, das sind die Loopings des Lebens, das ich so schätze und an dem ich gerne noch lange teilhaben und möglichst aktiv mitgestalten möchte.

2016: Du kannst kommen. Ich bin bereit. Wir sind bereit. Du wirst kein Zuckerschlecken – das ist uns klar. Ich glaube jedoch fest daran, dass wir mit gesunder Neugierde, Empathie und zivilgesellschaftlichem Engagement aufmerksamer, mutiger und glücklicher werden können.

Auf das Leben! Danke 2015! Danke euch! Guten Rutsch!

Euer Shai
www.crowdlove.de

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Shai Hoffmann2016: Du kannst kommen – wir sind bereit!

Es ist das „Mehr“ als Religion – Zusammenleben einer Jüdin und eines Muslims

by Shai Hoffmann on 26. Dezember 2015 No comments

Rebecca und Abdullah sind Mitbewohner. Das klingt erstmal nicht weiter besonders. Doch Rebecca ist Jüdin und Abdullah ein Geflüchteter aus Syrien – und somit Muslim. Und ihre größte Herausforderung ist, dass Rebecca Vegetarierin ist. Schaut Euch das inspirierende Interview an und erfahrt, warum Zwischenmenschlichkeit wichtiger als jede Religion dieser Welt ist – egal ob Muslim, Christ oder Jude. Eine etwas andere Weihnachtsgeschichte, die gerne geteilt werden darf. Danke und frohe Weihnachten!

Ein großer Dank geht an Frank Schütze, der ich beim Dreh unterstützt hat. Ebenfalls danken möchte ich Daniel Grimm aus meiner Crowd, der mir den Kontakt zu Rebecca hergestellt hat. Danke, dass wir in eurem schönen Sharehaus Refugio drehen durften, lieber Sven Lager. Das Café hat tagsüber ab 10h geöffnet und hält leckeren Kaffee sowie Speisen für euch bereit.

Sharehaus Refugio Berlin
Lenaustr. 3-4, 12047 Berlin

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Shai HoffmannEs ist das „Mehr“ als Religion – Zusammenleben einer Jüdin und eines Muslims

Ich bin dann mal weg, Herr Dr. Gideon Joffe

by Shai Hoffmann on 24. Dezember 2015 No comments

Auf glamouröse Art und Weise beweist Dr. Gideon Joffe in seinem Post auf Facebook vom 22.12.2015, warum ich es ablehne, dass dieser Mann mich und die jüdische Glaubensgemeinschaft in der Öffentlichkeit als Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin vertritt.

In seinem voller Hohn und Spot gegenüber der Opposition formulierten Facebook-Beitrag, reflektiert Dr. Joffe die Wahlen und teilt dabei an seinen Herausforderer Dr. Sergey Lagodinsky rachesüchtig virtuelle Backpfeifen aus. Und auch Sätze, wie „STOP! HÖRT SOFORT AUF MIT DIESER DISKRIMINIERUNG UNSERER GEMEINDEMITGLIEDER!“ lassen mich kurz an mein persönliches Erlebnis zurückdenken, bei dem ich letzte Woche von Dr. Joffes Funktionären mit Security-Personal aus dem Gemeindegebäude der Oranienburger Straße herausbegleitet wurde, weil ich im Wahlbüro bei Frau Gendelmann und Dr. Weyer meine fehlenden Wahlunterlagen monierte und freundlich mitteilte, dass ich eine Wahlbeschwerde einlegen wolle.

13 von 21 Sitzen für die Koach-Fraktion – und nun?

Die Koach-Fraktion hat nach der Wahl am 20.12.2015 nun 13 von 21 Sitzen im Gemeindeparlament. Das heißt erneut: Stillstand. Folglich wird es unaufhaltsam Abwanderungen von gemeindemüden Mitgliedern geben, die dieser Wahl – und damit der Gemeinde – eine letzte Chance gegeben haben. So auch ich. Denn heute gebe ich bekannt, dass ich aus der Gemeinde, der ich nunmehr 33 Jahre angehörte austreten werde. Ich möchte nicht mehr länger Teil einer Gemeinde sein, die in meinen und vieler anderen Augen hoch intransparente Entscheidungen fällt. Und die nicht etwa meine Interessen für mehr Toleranz, Pluralität sowie die Stärkung kulturellen jüdischen Lebens vertritt. Diese Wahlen, so ernüchternd sie auch sein mögen, haben gezeigt, dass Dr. Joffe sich (sowjetische) Strukturen geschaffen hat, die ihm unter allen Umständen den Machtverbleib zusichern. Damit ist nun offiziell der Untergang der Jüdischen Gemeinde zu Berlin eingeläutet. Eine weitere Legislaturperiode mit Dr. Joffe an der Macht, wird das jüdische Berlin in der Außenwirkung auch weiterhin verhöhnen und diffamieren. Das möchte ich auf keinen Fall.

Das Wahlergebnis birgt auch Chancen für eine neue Jüdische Gemeinde zu Berlin: Die Gemeinde 2.0

Ich sehe im Wahlergebnis auch eine Chance verborgen. Denn an elf von zwölf Wahlurnen haben die Berliner Gemeindemitglieder ein klares Signal für „Veränderung“ gesetzt. Sie gaben EMET ihre Wählerstimme. Diese Wähler sind über den Wahlausgang höchst unerfreut, denn sie waren mit einer erfreulicherweise hohen Wahlbeteiligung aktiv an der Wahlurne, um einen Wechsel herbeizusehnen.

Und dies ist tatsächlich erfreulich und birgt eine große Chance. Ich plädiere deshalb dafür, den Willen der Wähler und die Energie der EMET-Kandidaten zu einer gemeinsamen Energiesymbiose zu formen, um eine neue Jüdische Gemeinde zu kreieren: Die Gemeinde 2.0.. Macht aus der neuen jüdischen Gemeinde zu Berlin wieder eine Gemeinschaft, die hell ist und jedes Mitglied mit offenen Armen empfängt. Eine Gemeinde, die ein klares Zeichen für Liberalität, Toleranz und gegen Antisemitismus sowie Islamophobie setzt. Ein Ort, in dem sich Menschen wieder gerne treffen und das Gefühl haben willkommen zu sein und mitgestalten zu dürfen. Und wo unsere Kinder sich auf die alljährlich stattfindenden Machanes freuen, in denen sie Freundschaften fürs Leben schließen.

Ich glaube fest daran, dass sich viele Berliner Juden im Jahre 2015 eine Gemeinde wünschen, die den heutigen Bedürfnissen einer immer komplexer werdenden Gesellschaft gerecht wird. Jedoch ohne dabei das historische Erbe zu vergessen und vielmehr dafür einzustehen, die Zukunft gemeinsam mit Menschen verschiedenster Herkunftsländer zu gestalten. Das ist eine Chance. Ergreifen wir sie und verschwenden keine unnötige Energie – das Leben ist eh viel zu kurz!

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