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Mein 10. Nierengeburtstag – (M)ein kleines Wunder

by Shai Hoffmann on 27. April 2017 No comments

Heute (24.April 2017) ist mein 10. Nieren-Geburtstag! Zehn Jahre, in denen mir – dank dir, mein geliebter Papa (Chaim) – die Hämodialyse (Blutwäsche) erspart bleibt. 3.650 Tage, in denen ich weitgehend ohne Einschränkungen all die Dinge tun kann, die ich tue. Dafür bin ich jeden Tag aufs Neue unendlich dankbar, denn dieses Glück ist keineswegs selbstverständlich.

Laut der Ärzte hält eine Transplantat-Niere durchschnittlich ca. 10-12 Jahre. Diese Zahl im Hinterkopf, beeinflußt sie viele Dinge und Entscheidungen in meinem Leben. Aber was kommt dann? Um das herauszufinden, bin ich in die Zukunft „gereist“: Zu einem Biodrucker! Kann ich mir bald meine eigene Niere drucken lassen? Alexander Thomas von Cellbricks spricht in meinem Faebook Live Format „Auf einen Çay mit Shai und…“ über den aktuellen Stand der Dinge.

Hier ist ein Link zum Download eines Organspendeausweises: http://bit.ly/DownloadOrganspendeausweis

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Shai HoffmannMein 10. Nierengeburtstag – (M)ein kleines Wunder

Jeder Augenblick ist einfach einzigartig

by Shai Hoffmann on 25. Dezember 2016 No comments

Am Dienstag, 20.12., einen Tag nach dem Anschlag auf dem Berliner Weihnachtsmarkt, schrieb mich morgens eine Freundin aus Israel an. Freunde ihrer Eltern – ein Ehepaar – besuchten Berlin und seien in der Nacht nicht in ihr Hotel zurückgekehrt. Sie machten sich Sorgen, weshalb sie mir eine Telefonnummer sowie deren Namen schickte und mich bat, dort anzurufen. Nach einiger Zeit verband mich die Telefonzentrale mit der Notaufnahme, wo ich erfuhr, dass der Mann intubiert auf der Intensivstation lag. Von der Frau fehlte jedoch jede Spur.

Einen Tag später erfuhr ich, dass der Mann nach einer Operation zwar über den Berg sei, jedoch noch immer intubiert auf der Intensivstation liegt. Seine Frau war mittlerweile ausfindig gemacht worden. Sie ist bei dem Anschlag ums Leben gekommen. Mir wurde ganz anders. Ich dachte sofort daran, wie es wohl für den Mann sein würde, wenn er aus dem Koma erwacht und diese schreckliche Nachricht erführe. Ich hatte Gänsehaut am ganzen Körper und mir wurde klar, wie schnell sich Glück in Unglück verwandeln kann.

Heute ist Heiligabend und Hannukah. Gerade sitze ich im Café und beobachte die Menschen, die diesen Raum mit ihrer Freude füllen. Sie lachen, reden, essen und sind sich zugewandt. Und genau darum geht es. Um Zeit. Zeit, die man mit der Familie und den Freunden verbringt. Diese sollte man nie für selbstverständlich erachten und insbesondere heute (aber eigentlich immer) in vollen Zügen genießen und einsaugen. Denn jeder Augenblick ist einfach einzigartig. Und wiederholt sich nie wieder.

Frohe Weihnachten / Happy Hannukkah

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Shai HoffmannJeder Augenblick ist einfach einzigartig

Mein Jahresrückblick 2016

by Shai Hoffmann on 19. Dezember 2016 No comments

Hallo ihr Lieben,

2016 war in vielerlei Hinsicht ein sehr aufregendes Jahr für mich. Ich habe gelacht, nachgedacht, gebangt und gehofft. Habe versucht zu lieben und habe gelebt. Ich bin dankbar, dass ich in Frieden und Freiheit leben darf. Dieses Privileg wird mir jeden Morgen zuteil, wenn ich erwache und aus meiner Wohnung in Berlin trete, um Menschen zu begegnen, die mein Leben in ihrem Tun bereichern. Und diese Menschen seid ihr.

Ihr inspiriert mich, bringt mich zum Nachdenken und Machen. In jedem Jahr sitze ich vor diesem Weihnukkah-Text und finde nur schwer Worte, die greifbar beschreiben können, wie unfassbar dankbar ich für all die Dinge bin, die ich – auch Dank euch – tun darf:

Es ist eine bunte, laute, leise sowie sehr spannende Reise, die mich immer wieder zu neuen Abenteuern führt. Es sind oft unbekannte Abenteuer, denen ich versuche, offenen Herzens zu begegnen, um das Schöne und Hoffnungsvolle im Unbekannten zu entdecken. Gewiss: Es fällt auch mir nicht immer leicht. Ängste, Zweifel und Rückschläge sind Wegbegleiter, die ich versuche zu ergründen, um aus ihnen zu lernen. In jedem Scheitern liegt bekanntlich eine Chance, die ich versuche zu nutzen.

Bevor wir uns im kommenden Jahr gemeinsam in neue Abenteuer stürzen, möchte ich euch von Herzen eine besinnliche Weihnukkahzeit mit euren Liebsten wünschen. Nutzt diese wertvolle Zeit, um mehr miteinander zu sprechen, euch in die Augen zu schauen und in den Arm zu nehmen.

Ich schaue ehrfürchtig in das neue Jahr, das große Herausforderungen für uns parat hält. Mein großer Wunsch, neben Gesundheit für euch und eure Liebsten, ist es, dass wir mit aller Kraft dafür einstehen, auch weiterhin unsere freiheitlich-demokratischen Grundwerte zu verteidigen jetzt mehr denn je.

Lasst uns das Schöne im Unbekannten entdecken!

Vielen Dank für alles, frohe Weihnukkah und einen guten Rutsch, ihr Lieben!

Euer Shai

P.S.: Anlässlich der Bundestagswahl werden wir mit Get Engaged eine Konferenz zum Thema „Vielfalt“ organisieren. Für weitere Infos besucht gerne unsere Facebookseite oder abboniert unseren Newsletter auf unserer Website.

 

 

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Shai HoffmannMein Jahresrückblick 2016

Deshalb teile ich meine Gedanken mit euch

by Shai Hoffmann on 19. Dezember 2016 No comments

Diesmal habe ich kein Sonnen-Strand-Heiterkeits-Foto aus Tel Aviv für euch. Denn bei meinem jetzigen Besuch tauche ich tief in die Flüchtlingsthematik Israels ein. Sehr tief. Im Rahmen eines Austauschprogramms zwischen dem Berliner Migration Hub Network und der Tel Aviver Migrationsinitiative Microfy/Microfy מיקרופיי, darf ich Teil einer spannenden Reise sein und Israel aus einer für mich bisher ungekannten Perspektive kennenlernen.

Nach einem traditionellen und sehr leckeren Lunch bei Kuchinate – African Refugee Women’s Collective, geht es ins Eritrean Community Women’s Center, wo wir Helen aus Eritrea und Adam aus Darfur begegnen.

Adam ist Buchautor und schreibt Erinnerungen aus seiner Heimat noch vor seiner Flucht auf. Ein sehr feinfühliger und zurückhaltender Mann, der als Community Leader gilt und uns erzählt, wie er erst kürzlich wieder grundlos von der Polizei mitgenommen und für eine Woche inhaftiert wurde.
Helen erzählt von ihrer Arbeit als Managerin im Women Center und welche finanziellen Herausforderungen sie gegenübersteht, damit diese wichtige Anlaufstelle für eritreische Frauen auch weiterhin bestehen kann.

ES IST EINER DIESER MOMENTE, DIE ICH NIE VERGESSEN WERDE.

Anschließend meldet sich die Menschenrechtsaktivistin Fadhumo (selbst Geflüchtete und in Berlin lebend) und fragt sehr emphatisch, ob Helen auch Fälle von Prostitution bekannt seien. Denn, so Fadhumo, Mütter seien zu allem bereit, wenn sie dadurch ihre Kinder ernähren könnten. Nach einem kurzen Beantwortungsversuch bricht Helen ungehalten in Tränen aus. Stille im Raum. Fadhumo eilt sofort zu ihr, um sie zu trösten und sie in den Arm zu nehmen. Mir und den anderen schießen Tränen in die Augen. Immer noch Stille. Hier passiert gerade etwas, das schwer zu beschreiben und begreifen ist. Es ist etwas, in das ich mich nie werde hineinversetzen können, dennoch bewegt es mich sehr. Es ist einer dieser Momente, die ich nie vergessen werde. Ich fühle mich unendlich hilflos. So, als wäre das alles ein Traum, in dem ich falle und nicht weiß, wann der Aufprall kommt. Doch ich Träume nicht. Ich sitze in Süd-Tel Aviv, im Eritrean Women Community Center und es ist 2016. Mir gegenüber sitzen Menschen aus Fleisch und Blut – wie du und ich. Menschen, die dieselben Gefühle, wie Angst, Liebe und Hoffnung spüren können. Plötzlich fühle ich ein Schamgefühl. Ich schäme mich dafür, dass ich „weiß“ und durch meine Herkunft offenbar „privilegiert“ bin. Ich scheine einfach „Glück“ gehabt zu haben in Deutschland geboren worden zu sein und einen Reisepass zu besitzen, der mir uneingeschränkte Reisefreiheit ermöglicht und für den viele Menschen dieser Tage bereit wären ihr Leben zu geben. Nie zuvor wurde ich der Ungerechtigkeit so brutal, real-existierend und ungeschminkt ausgesetzt, wie in diesem kleinen, bedeutungsvollen Raum, der gerade viele große und elementare Fragen in mir aufwirft.

Helen und Adam sind Community Leader. Sie helfen ihren Peers bei Behördengängen, bürokratischen Herausforderungen und schenken ihnen ihr Gehör. Sie opfern sich für das Wohlergehen ihrer Communities und werden tagtäglich mit Schicksalen konfrontiert, die sie als Geflüchtete teils selbst durchlebt haben. Diese beiden Menschen sind Helden, da sie ihren Communities Hoffnung geben und eine intrinsische Kraft entwickelt haben, die angesichts der herausfordernden Bedingungen schlichtweg bewundernswert ist. Vor allem, wenn man bedenkt, dass Helen und Adam – wie alle in ihren Communities – keinen Status haben. Sie besitzen nur eine Aufenthaltsgenehmigung, die sie alle zwei Monate in einem zeitaufwendigen und nervenaufreibenden Verfahren erneuern lassen müssen. Sie haben keine Arbeitsgenehmigung, keinen Status sowie keinerlei Rechte, selbst wenn ihre Kinder in Israel geboren wurden. Hinzu kommt die ständige Angst vor willkürlicher Inhaftierung (in Holot, dem berüchtigten Detention Center), die Ungewissheit abgeschoben werden zu können sowie alltägliche Diskriminierungserfahrungen und die Ausbeutung auf dem Arbeitsmarkt als billige Arbeitskraft.

WOVOR HABEN WIR ANGST?

Auf dem Weg zurück zum Hostel kreisen mir eine Millionen Gedanken durch den Kopf. Ich fühle mich noch immer hilflos, klein und machtlos. Was kann ich als Individuum tun, damit Menschen, wie Helen, Adam, die 42.000 Asylsuchenden in Israel sowie die ca. 60 Millionen Menschen, die weltweit nach einer friedlicheren Zukunft suchen, ankommen und sich nicht wie Fremdkörper und Eindringlinge fühlen müssen? Warum erlässt die israelische Regierung keine Gesetze, die Adam, Helen und ihre Freunde als Geflüchtete anerkennt, sie krankenversichert, ihnen Zukunftsperspektiven eröffnet und humane und längst überfällige Arbeitnehmerrechte einräumt? Wovor hat die israelische Regierung Angst? Selbst wenn sie keine „Kriegsflüchtlinge“ sind, wie oft seitens der Regierung argumentiert wird, hat es kein Menschen verdient, unterdrückt zu werden. Warum produziert die Regierung diese Ungerechtigkeit, die kaum zu ertragen ist? Ist Israel nicht auch von Geflüchteten erbaut worden? An der Ideologie eines reinen jüdischen Staates, der es de facto mit einem muslimischen Anteil i.H.v. 20% der Bevölkerung nicht mehr ist, festzuhalten, ist 2016 nicht mehr zeitgemäß. Nicht mit dem Wissen aller Geschehnisse in der Welt und nicht, wenn sie damit Menschen deklassiert und diskreditiert. Oder ihnen Zukunftsperspektiven durch Bildung verwehrt, wie zum Beispiel Taj, den wir kennenlernen durften, und der als Geflüchteter aus Sudan nach Israel kam und ein bereits bestätigtes Studium in England nicht antreten konnte, weil er aufgrund seines Status nicht ausreisen durfte.

Wir sitzen beim Shabbatessen im Hostel. Ich schaue in die Runde und stelle fest, dass ich selbst mit Helden nach Israel gekommen bin. Es sind Initiativen, wie Start with a Friend, Bantabaa e.V., Migration Hub Network, Kiron Open Higher Education, Refugee Academy, Refugee Law Clinic Berlin, Über den Tellerrand kochen, Give Something Back To Berlin uvm.. Es sind Menschen, die sich tagtäglich und mit unermüdlicher Energie für mehr Gerechtigkeit von Neuankömmlingen einsetzen und sie dabei unterstützen, in ihrer neuen Heimat Fuß zu fassen. Dafür bewundere ich euch und bin dankbar, Teil dieses einmaligen Austauschs sein zu dürfen.

Zum Abschluss fragten wir Helen, ob sie einen Wunsch habe? Neben neuen finanziellen Mitteln zur Sicherung ihres Centers, fügt sie an, dass sie sich wünsche, dass die Welt von der Lage der Flüchtlinge in Israel erfährt. Plötzlich wird mir bewusst, was ich als Individuum tun kann: Der Perspektivwechsel führt mir in aller Härte vor Augen, dass es meine Verantwortung ist, auch weiterhin mit offenen Sinnen durch die Welt zu gehen und dorthin zu schauen, wo Menschen für ihr Grundrecht eines menschenwürdigen Lebens kämpfen. Deshalb teile ich diese Gedanken mit euch.

ICH BIN DEMÜTIG UND DANKBAR.

Dankbar, dass es Menschen wie Helen, Adam und die o.g. Initiativen gibt, die nicht aufhören zu kämpfen. Und zu hoffen.


Anmerkung
: Dieser Beitrag ist sowohl auf deutsch als auch auf hebräisch auf der Homepage des Goethe Instituts Israel erschienen.

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Shai HoffmannDeshalb teile ich meine Gedanken mit euch

Nalaga’at Center – ein Raum mit Herz und Verstand

by Shai Hoffmann on 9. September 2016 No comments

Als ich die Filmarbeiten zu diesem Projekt beendete, empfand ich Sprachlosigkeit. Positive. Denn was ich kurz zuvor sah und beobachtete, kann ich – selbst einige Monate danach – kaum in Worte fassen. Dieser Ort in Tel Aviv Yafo ist einzigartig. Er heißt Nalaga’at Center und befindet sich direkt am Hafen – umgeben von Fischrestaurants und Einkaufscentern. Betritt man den großen Hanger, wird man freundlich von dem an der Getränkebar arbeitendem Personal empfangen. In diesem großen, lichtdurchflutenden Raum, befindet sich neben einem Theater auch ein Dunkelrestaurant. Und dunkel ist es hier für die meisten Menschen, die fast täglich ein Tablett in der Hand halten oder auf der Bühne stehen, ebenfalls. Immer. Denn sie sind zum Teil leicht bis schwer Sehbeeinträchtigt und Gehörlose.

Mein erstes Treffen mit dem Ensemble war aufregend. Sie strahlten große Freude und Zuversicht aus, da sie gerade ein neues Stück erarbeiten. Das Begrüßungsritual, der Zusammenhalt…all das ließ mich zeitweise vergessen, dass ich bei Theaterproben des Nalaga’at Centers stehe, das als erstes Theater weltweit mit zugleich Gehörlosen und Blinden arbeitet. An diesem Ort werden Träume gelebt und die Schauspielerei als Therapie für Herz und Seele verstanden – für jede*n!

Dieser Besuch war eine große Inspiration, da ich gefühlt habe, worauf es im Leben wirklich ankommt: Zwischenmenschlicher Kontakt, der Dich mit viel Geduld in den Arm schließt und Dir das Gefühl gibt, dass er* Dich so gern hat, wie Du bist.

Schaut es euch an und besucht das Nalaga’at Center in Tel Aviv Yafo, falls ihr vor Ort sein solltet. Für diese wertvolle Erfahrung danke ich dem Goethe Institut Tel Aviv sowie FuturZwei, die gemeinsam Ideen/Macher/Projekte von „heute“ für „morgen“ in ihrem Blog „FuturPerfect“ porträtieren. Was für ein schönes und wertvolles Projekt, bei dem ich mein Regiedebüt geben durfte. Bitte teilt das Video, damit viele Menschen sehen, in welchen Formen Glück bringende Inklusion passiert.

Euer Shai

P.S.: Vielen Dank auch an Isabel Gatzke (Redaktion) sowie Jenny Weidt (Schnitt)
Bitte schenke uns deinen Daumen auf Facebook – danke!

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Shai HoffmannNalaga’at Center – ein Raum mit Herz und Verstand

Mit den Karma Classics auf der Ethical Fashion Show Berlin

by Shai Hoffmann on 29. Juni 2016 No comments

Die Ethical Fashion Show Berlin findet zweimal im Jahr im Rahmen der Fashion Week Berlin statt. Und hier darf ich als selbsternanntes Fashion Victim natürlich nicht fehlen. Denn unsere fair und nachhaltig produzierten Karma Classics sind zeitlose Speaker, die fast jede*r von uns besitzt. Und da liegt es nahe, dass ich mich für mein Blog CrowdLove mal nach cooler fair und nachhaltig hergestellter Mode umschaue. Auf der Ethical Fashion Show Berlin bin ich so über einige coole Labels gestoßen und resümiere mein Besuch auf der Messe damit, dass ich der festen Überzeugung bin, dass Mode schon lange nicht mehr nur „Öko“ ist, sondern ziemlich cool und sexy sein kann. So wie ich vielleicht…!? 😉

Wir sprachen mit folgenden Menschen, die diese Marken repräsentierten:

1. Hannah Parris von Mighty Good Undies
2. Matthias Kloppenborg von Hirsch Natur
3. Janne Erxleben von Mud Jeans
4. Joe Komodo von Komodo Fashion
5. Nathalie Schaller von Glimpse Clothing

Noch eine Bitte: Da wir unabhängig sind und es auch zukünftig bleiben möchten, wären wir sehr über eine monetäre Unterstützung unserer Arbeit dankbar. Denn alle an diesem Videoblog Beteiligten, arbeiten bisher ehrenamtlich und stecken sehr viel Zeit, Leidenschaft und Liebe in dieses Herzensprojekt: Please „Paypal me“ – Danke <3

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Shai HoffmannMit den Karma Classics auf der Ethical Fashion Show Berlin

Mujeeb – ein Berliner Neuankömmling aus Afghanistan über seine Wünsche

by Shai Hoffmann on 7. Juni 2016 No comments

Ich möchte euch heute Mujeeb vorstellen, ein ganz besonderer junger Mann, der völlig auf sich allein gestellt über viele, viele Monate aus Afghanistan nach Deutschland flüchtete. Mujeeb und ich haben uns über den TIK e.V. in Berlin-Tempelhof kennengelernt, wo ich mit unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten regelmäßig singe. Der Junge hat mich mit seiner Lebensfreude und enormen Motivation vom ersten Augenblick an fasziniert. Diesen Eindruck möchte ich mit euch teilen. Ich denke, er kann sowohl Neuankömmlinge als auch Nicht-Neuankömmlinge mit seiner Zuversicht und Energie inspirieren und motivieren, wenn man sich darauf einlässt.

Wir trafen uns auf dem Tempelhofer Feld. Dort saßen wir inmitten der liebevoll gestalteten Kleingärten mit dem unglaublich weiten Blick über das ehemalige Flugfeld, wo sich Menschen in Freiheit bewegen. Ein Ort der Begegnung und Offenheit. Ein Ort der verbinden kann – und verwurzelt. Diesen tapferen Jungen in dieser Umgebung treffen zu dürfen und über seine Gedanken, Ängste und Gefühle zu sprechen, hat mich tief berührt.

Vorhang auf für Mujeeb und die vielen Anderen, die einen so erbarmungslosen Weg gehen müssen, um in Freiheit leben zu können.

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Shai HoffmannMujeeb – ein Berliner Neuankömmling aus Afghanistan über seine Wünsche

Zum Vatertag: Das ist mein Papa

by Shai Hoffmann on 5. Mai 2016 No comments

Heute ist Vatertag. Und das ist mein Vater. Der wichtigste Mensch in meinem Leben. Ein Mann, der sich, wie er selbst sagt, immer noch auf Reisen nach seinem israelischen Militärdienst 1969 befindet.

1970 kam Papa nach Berlin. Mit keinen Deutschkenntnissen. Die Sprache lernte er auf der Straße; learning by doing, wie man so schön sagt. Er machte sich mit einem Freund in der Gastronomie selbstständig. Lief gut. Bis Ungereimtheiten die beiden Geschäftspartner auseinander trieben.

Die Gastronomie hatte es ihm angetan. Er eröffnete kurze Zeit später einen neuen Laden – und scheiterte systemrelevant. Alle Ersparnisse, Lebensversicherung und vor allem das Vertrauen zu vermeintlichen „Freunden“: weg.
Mit ca. 50 Jahren dann ein Neuanfang. Stein auf Stein mühsam neu aufgebaut. Immer mit einem bewundernswerten Optimismus und einer ungebremst lebensbejahenden Einstellung. Das hat auf mich abgefärbt, Papa. Dafür und für viele andere Dinge, die du mir und meiner Schwester gezeigt, geschenkt und ermöglicht hast, bin ich dir sehr dankbar.

Für mich ist deshalb an jedem Tag Vatertag. Danke, dass es dich gibt, Papa. Du bist schon ziemlich einzigartig…allein, weil du länger als jede Frau, die ich kenne (und glaub mir, ich kenne viele „wink“-Emoticon ), im Bad verbringst, um deinen Bart eineinhalb (!) Stündchen lang zu stylen.

Ich feier‘ dich heute ganz besonders & wünsche dir von Herzen Gesundheit. Von allem Anderen hast du genug. Vor allen Dingen zwei Kinder, die unendlich glücklich sind, einen so bedienungslos liebenden und coolen Papa zu haben. Ich liebe dich, Chaim!

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Shai HoffmannZum Vatertag: Das ist mein Papa

Nalaga’at Center in Tel Aviv-Yafo – Das Inklusionstheater

by Shai Hoffmann on 23. April 2016 No comments

Während ich im April bei sonnigen 28 grad am Tel Aviver Sandstrand ein Mittagspäuschen auf der Strandliege einlege, muss ich an gestern Abend denken. Selten habe ich so viele glückliche Gesichter und Menschen auf einem Haufen gesehen. Dieser Haufen ist eine bunte Truppe von Menschen unterschiedlichster Herkunft mit Seh-, Hör- oder/und Sprachbeeinträchtigung, sowie deren Betreuer, die ihnen nicht von der Seite weichen. Zusammen spielen sie Theater im Nalaga’at Center – מרכז נא לגעת in Yafo, in dem sich auch ein Dunkelrestaurant befindet. Das Besondere dabei ist die Art und Weise der Kommunikation – zum Beispiel über Vibration -, wenn der/die Schauspieler*in sowohl seh-, hör- als auch sprachbeeinträchtigt ist.

Nalaga’at ist eine Begegnungsstätte, die das Erleben ermöglicht – jedoch keinesfalls Mitleid kreieren soll. Gestern durfte ich mit Isabel Gatzke (auch im Bild) dieses wundervolle Projekt für dasGoethe Institut Tel Aviv & das FuturePerfect Blog von Futurzwei von Harald Welzer mit der Videokamera begleiten. Ich habe so viel Wärme, Wertschätzung, echte Freundschaft und gesellschaftliche Teilhabe gespürt, dass ich mir wünschte, dass dieses wertvolle Theaterprojekt nur eines von Hunderttausenden auf der Welt wäre.

Danke für diese Erfahrung, die mir einmal mehr gezeigt hat, wie wichtig Inklusion, Wertschätzung und vor allem die Menschen sind, die solche Projekte initiieren. Besucht dieses Ensemble und macht euch selbst ein Bild – es ist mehr als lohnenswert. Es ist ein…herzerwärmendes Erlebnis in diese lachenden Gesichter zu sehen. Glaubt mir, denn das ist #CrowdLove!

Mehr Infos: 
Goethe Institut Israel: http://www.goethe.de/ins/il/lp/deindex.htm
Nalaga’at Center – Groundbraking Stage: http://nalagaat.org.il/en/

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Shai HoffmannNalaga’at Center in Tel Aviv-Yafo – Das Inklusionstheater

Adieu, Jüdische Gemeinde zu Berlin

by Shai Hoffmann on 13. April 2016 No comments

Heute ist’s passiert. Ich bin aus der Jüdische Gemeinde zu Berlin (JGB) ausgetreten. Es war kein leichter Schritt, aber in Anbetracht der vorliegenden Gemeindesituation, eine für mich logische und unstrittige Konsequenz.

Seit geraumer Zeit beobachte ich kopfschüttelnd, wie die Gemeinde dahinsiecht und die Opposition nach wie vor versucht, den hoch dubiosen Wahlausgang anzufechten. Erfolglos. Denn es geht weiter wie bisher. Ab sofort jedoch ohne mich. Ich habe mich als moderner, weltoffener Jude von der jetzigen Gemeinde nicht ordnungsgemäß vertreten gefühlt. Deshalb treffe ich heute – durchaus auch schweren Herzens – diese Entscheidung. Für mich ist mein Judentum ein Lebensgefühl und etwas, das ich in meinem Herzen trage, auch ohne Gemeinde.

Passach steht vor der Tür. Juden in der ganzen Welt feiern die Befreiung der Israeliten aus der ägyptischen Sklaverei – und damit den einwöchig andauernden Auszug aus Ägypten. Auf heute adaptiert: Warum wandern wir – sprich all diejenigen, die der Opposition EMET ihre Stimme an den Wahlurnen gegeben haben – nicht einfach aus und gründen eine offene, transparente und fröhliche neue Gemeinde, in der (endlich mal konstruktiv) auf Augenhöhe miteinander diskutiert werden kann? Ich wäre dabei! Wer noch?

P.S.: Überrascht war ich übrigens von dem Justizsekretär, der mich fragte, ob irgendwas in der Gemeinde passiert sei. Ich schaute fragend zurück, woraufhin er mir sagte, dass erst gestern wieder vier Mitglieder*innen ausgetreten seien. Gute Arbeit, Gideon Joffe, so baut man eine zukunftsfähige Gemeinde auf! Mazel Tov & gute Nacht. Hier erzähle ich Matthias Bartsch vom RBB Inforadio, warum ich austrete: http://bit.ly/1qFRCaK

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Shai HoffmannAdieu, Jüdische Gemeinde zu Berlin