Auf glamouröse Art und Weise beweist Dr. Gideon Joffe in seinem Post auf Facebook vom 22.12.2015, warum ich es ablehne, dass dieser Mann mich und die jüdische Glaubensgemeinschaft in der Öffentlichkeit als Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin vertritt.
In seinem voller Hohn und Spot gegenüber der Opposition formulierten Facebook-Beitrag, reflektiert Dr. Joffe die Wahlen und teilt dabei an seinen Herausforderer Dr. Sergey Lagodinsky rachesüchtig virtuelle Backpfeifen aus. Und auch Sätze, wie „STOP! HÖRT SOFORT AUF MIT DIESER DISKRIMINIERUNG UNSERER GEMEINDEMITGLIEDER!“ lassen mich kurz an mein persönliches Erlebnis zurückdenken, bei dem ich letzte Woche von Dr. Joffes Funktionären mit Security-Personal aus dem Gemeindegebäude der Oranienburger Straße herausbegleitet wurde, weil ich im Wahlbüro bei Frau Gendelmann und Dr. Weyer meine fehlenden Wahlunterlagen monierte und freundlich mitteilte, dass ich eine Wahlbeschwerde einlegen wolle.
13 von 21 Sitzen für die Koach-Fraktion – und nun?
Die Koach-Fraktion hat nach der Wahl am 20.12.2015 nun 13 von 21 Sitzen im Gemeindeparlament. Das heißt erneut: Stillstand. Folglich wird es unaufhaltsam Abwanderungen von gemeindemüden Mitgliedern geben, die dieser Wahl – und damit der Gemeinde – eine letzte Chance gegeben haben. So auch ich. Denn heute gebe ich bekannt, dass ich aus der Gemeinde, der ich nunmehr 33 Jahre angehörte austreten werde. Ich möchte nicht mehr länger Teil einer Gemeinde sein, die in meinen und vieler anderen Augen hoch intransparente Entscheidungen fällt. Und die nicht etwa meine Interessen für mehr Toleranz, Pluralität sowie die Stärkung kulturellen jüdischen Lebens vertritt. Diese Wahlen, so ernüchternd sie auch sein mögen, haben gezeigt, dass Dr. Joffe sich (sowjetische) Strukturen geschaffen hat, die ihm unter allen Umständen den Machtverbleib zusichern. Damit ist nun offiziell der Untergang der Jüdischen Gemeinde zu Berlin eingeläutet. Eine weitere Legislaturperiode mit Dr. Joffe an der Macht, wird das jüdische Berlin in der Außenwirkung auch weiterhin verhöhnen und diffamieren. Das möchte ich auf keinen Fall.
Das Wahlergebnis birgt auch Chancen für eine neue Jüdische Gemeinde zu Berlin: Die Gemeinde 2.0
Ich sehe im Wahlergebnis auch eine Chance verborgen. Denn an elf von zwölf Wahlurnen haben die Berliner Gemeindemitglieder ein klares Signal für „Veränderung“ gesetzt. Sie gaben EMET ihre Wählerstimme. Diese Wähler sind über den Wahlausgang höchst unerfreut, denn sie waren mit einer erfreulicherweise hohen Wahlbeteiligung aktiv an der Wahlurne, um einen Wechsel herbeizusehnen.
Und dies ist tatsächlich erfreulich und birgt eine große Chance. Ich plädiere deshalb dafür, den Willen der Wähler und die Energie der EMET-Kandidaten zu einer gemeinsamen Energiesymbiose zu formen, um eine neue Jüdische Gemeinde zu kreieren: Die Gemeinde 2.0.. Macht aus der neuen jüdischen Gemeinde zu Berlin wieder eine Gemeinschaft, die hell ist und jedes Mitglied mit offenen Armen empfängt. Eine Gemeinde, die ein klares Zeichen für Liberalität, Toleranz und gegen Antisemitismus sowie Islamophobie setzt. Ein Ort, in dem sich Menschen wieder gerne treffen und das Gefühl haben willkommen zu sein und mitgestalten zu dürfen. Und wo unsere Kinder sich auf die alljährlich stattfindenden Machanes freuen, in denen sie Freundschaften fürs Leben schließen.
Ich glaube fest daran, dass sich viele Berliner Juden im Jahre 2015 eine Gemeinde wünschen, die den heutigen Bedürfnissen einer immer komplexer werdenden Gesellschaft gerecht wird. Jedoch ohne dabei das historische Erbe zu vergessen und vielmehr dafür einzustehen, die Zukunft gemeinsam mit Menschen verschiedenster Herkunftsländer zu gestalten. Das ist eine Chance. Ergreifen wir sie und verschwenden keine unnötige Energie – das Leben ist eh viel zu kurz!
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